Mo bekommt Anfälle - und sagt Tschüss zu Marius

Hundebraten?
Hundebraten?

Es war einmal ein Kind. Dieses Kind war etwa 8 oder 9 Jahre alt und hat in einer Zeitschrift über eine Kampagne gegen Pelzfarmen gelesen. Das Kind war nach dieser Lektüre der Meinung, dass für Pelzjacken keine wilden Tiere eingefangen und getötet werden sollten. Die auf der Pelzfarm gezüchteten Tiere dürften aber durchaus für Pelzjacken gehäutet werden. Diese Meinung machte das Kind dann seiner Mutter kund. Die Mutter war entsetzt. Tiere seien Tiere und kein Tier - gezüchtet oder nicht - habe es verdient, für eine Pelzjacke sterben zu müssen. Das Kind schämte sich, fühlte sich herzlos und furchtbar dumm.

 

Bereits ein Jahr später sah das Kind im Fernsehen eine Dokumentation über Vieh. In dieser Dokumentation zeigte man ein Kalb, welches während des Transports zu einem Schlachthof den Rücken verletzt hatte und deshalb nur noch die Vorderbeine benutzen konnte. Dieses Kalb - vielleicht ein oder zwei Tage alt - schleppte sich zur Schlachtbank und auf dem Weg dorthin wurde das Tier von Schlachthofmitarbeitern getreten und gestossen. Das Kind vor dem Fernsehr konnte nicht glauben, was es da sah. Panisch und in Tränen aufgelöst rief das Kind nach seiner Mutter und die Mutter erklärte dann, dass es halt so sei. Die Situation verwirrte das Kind sehr. Tiere seien Tiere und sollten nicht für sowas überflüssiges wie eine Pelzjacke sterben müssen. Zugleich aber wurde akzeptiert, dass Tiere leiden und für die Zwecke des Menschen sterben müssen. Wie widersprüchlich diese Situation doch war.

 

Das Kind wurde zum Teenager. Der Teenager wusste, dass er viele komplexe Zusammehänge noch nicht verstehen konnte. Der Teenager entschied sich deshalb, auf Fleisch zu verzichten und zwar so lange, bis er verstanden hat, weshalb der Tod des einen Tieres akzeptiert und der Tod eines anderen Tieres als verwerflich betrachtet wird.

 

Mo ist nun seit rund 30 Jahren Vegetarierin und seit kurzer Zeit Veganerin.

Marius
Marius

Warum berichtet Mo über diese Entwicklung? Mo hat über die Jahre festgestellt, dass sehr viele Menschen ein willkürliches Bewertungssystem für Tiere haben. So gibt es Haustiere, Nutztiere, Versuchstiere, Zootiere... Je nachdem in welcher Gruppe man als Tier landet, hat man Glück oder Pech. Dabei kann es vorkommen, dass eine Tierrasse zu den Haustieren, aber auch z. B. zu den Versuchstieren gehören kann. Der Beagle wird gerne als Familienhund gehalten und gerne für Medikamentenversuche ausgenutzt - entweder hat man als Beagle Glück oder böses Pech. Dann kann es auch vorkommen, dass die Region darüber entscheidet, ob man nun ein Nutz- oder ein Haustier ist. So habe ich es hier bei Mo und Reto tiptop und bin ein Haustier - in Asien wäre ich aber eine Leckerei für den Menschen und man würde mich essen. Der Mensch entscheidet also, zu welcher Gruppe wir Tiere gehören. Warum und nach welchen Kriterien tut er das?

 

Nun wurde in den letzten Tagen oft Marius in den verschiedenen Medien gezeigt. Marius war ein junger, gesunder Giraffenbulle, der in einem Zoo in Dänkemark lebte. Marius hatte das Pech, dass sein Gen-Pool zu stark im dänischen Zoo vertreten war und er sich nicht als Zuchtbulle eignen würde. Die Zoo-Leitung entschied dann auch, dass aus Marius, dem Zootier, ein Nutztier werden sollte. Am 9. Februar 2014 wurde Marius in seinem Freigehege vom Zoo-Tierarzt mit einem Kopfschuss erlegt und der Kadaver wurde dann den Löwen zum Frass vorgeworfen.

 

Und nun? Während Millionen von Menschen ohne zu denken ihre Burger, Steaks und Salami essen, stören sie sich daran, dass man diesen Giraffenbullen geschossen hat. Keiner dieser Menschen denkt nur eine Sekunde daran, dass Tag für Tag -zig Millionen Tiere für ihren "Genuss" geschlachtet werden. Keiner schreit für diese Schweine, Kühe, Kälber, Schafe, Hühner, Gänse, Fische, etc. auf.

 

Mo versteht die Gedankengänge der Menschen immer weniger. Ob dies der Grund ist, weshalb sie mit mir enorm gerne Zeit verbringt und gerne ihre Ruhe hat?! Yepp, wenn wir zwei Gassi gehen, ist es oft recht still. Und es ist manchmal sogar so still, dass wir dann plötzlich vor Rotwild stehen. Gerade letzten Sonntag hatten wir wieder so ein Happening: Mo stand etwa 5 Meter vor einem jungen Hirschen und dessen Herzdame stand etwa 2 Meter hinter ihm. Und dann? Dann haben sich Mo und die Tiere bestimmt 3 oder 4 Minunten lang nur angeschaut (mich hat Mo mit dem Sitz-Handzeichen schön neben sich parkiert).

 

Sind wir ehrlich: Die heutige Generation "Mensch" braucht zum Überleben kein Fleisch mehr (viel eher das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich die vielen moppeligen Menschen anschaut und die ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten kennt), wer Wildtiere sehen will, kann in den heimischen Wälder auf die Pirsch gehen (was übrigens mehr Spass macht, als durch eine Reihe von Gehegen zu gehen und dort die ausgestellten Tiere anzuschauen) und wer sich über den Anblick von Hirschen, Dachs, Feldhase etc. langweilt, kann sich dem gefährlichsten Tier auf dieser Erde zuwenden: Dem Menschen! Tiere als Nahrungslieferanten, zur Unterhaltung, für Tests oder für sonstige Spässchen des Menschen zu benutzen braucht es heute nicht mehr! Ja, und weil der Mensch sich trotz Evolution weiterhin wie ein Neanderthaler aufführt und sich die affigsten Ausreden ausdenkt, um bloss nie auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichten zu müssen, bei einer einzigen "geschlachteten" Giraffe aber aufheulen als gäbe es kein Morgen, bekommt Mo arge Anfälle... Ich kann sie verstehen.

 

PS: Mo findet das Vorgehen des Zoos mächtig schräg. Und was sie gar nicht verstehen kann: Wenn schon kein Bedarf an so einem Giraffenbulle vorhanden ist, weshalb hat man Marius überhaupt "entstehen" lassen? Wie kommt es, dass Jungtiere in Zoos getötet werden oder auf dem Schwarzmarkt landen (wo sie dann gerne mal in kleinen Käfigen bei Privatpersonen ein trauriges Leben fristen oder aber zu potenzfördernden Pülferchen verarbeitet werden), obwohl sich die Zoos immer rühmen, die Population der einzelnen Tiere kontrollieren zu wollen? Mo ist also verwirrt und ich finde Menschen ziemlich dumm.