Begleithund und Schonzeit

Ich wäre ja ein Jagdhund...
Ich wäre ja ein Jagdhund...

ZACK, es ist Mai! Wie jeder Hündeler weiss, herrscht in der gesamten Schweiz zwischen Mai und Juni die Schonzeit - das verändert mein Leben schon ein bitzeli.

 

Die Schonzeit ist ein Zeitraum, in wechem das Fangen und Töten von Wild durch das Jagdgesetz verboten ist. Dies wird gemacht, damit Wild sich paaren, Junge gebären und die Kleinen aufziehen kann. Die Schonzeit soll der Artenerhaltung dienen und soll verhindern, dass Jungtieren die zur Aufzucht notwendigen Elterntiere genommen werden. Ohne Eltern würden die Jungtiere verhungern und sterben.

 

Was hat das nun mit uns Hunden zu tun? Es ist ja kein Geheimnis, dass es unter uns auch Jäger gibt. Es gibt ganz verschiedene Arten von Jägern: Es gibt Stöberhunde, Vorstehhunde, Apportierhunde, Schweisshunde, Erdhunde und jagende Hunde.

 

  • Stöberhunde sind selbständig, planmässig und gründlich in Dickungen oder im Schilf. Sie suchen in unübersichtlichem Gelände ausserhalb der Kontrolle des Hundeführers nach Hoch- und/oder Niederwild. Stark vertreten in dieser Gruppe sind vor allem Spaniel-Hunde - was deren Dickkopf und ihr selbständiges Auftreten erklärt.

 

  • Vorstehhunde stehen vor - wer hätte das gedacht! Scherzchen beiseite... Vorstehhunde zeigt dem Jäger durch ihre typische Körperhaltung (ein Pfötchen in der Luft, der ganze Körper stark nach vorne gelehnt) an, dass er Wild gefunden hat. Spinone, deutsch Drahthaar, Weimaraner, VIzsla, Pointer und Setter - das sind ein paar Beispiele an Vorstehhunde.

 

  • Dann hätten wir die Apportierhunde. Diese Hunde finden und bringen das geschossene Nieder- oder Federwild zum Jäger. Apportieren wird ins Englische als "retriever" bezeichnet. Nun überlegen wir mal scharf, welche Rasse für das retrievern geeignet sein könnte....Natürlich: Golden Retriever, Labrador, Flat-coated Retriver....

 

  • Schweisshunde sind nicht etwa Hunde die stark schwitzen, das sind Hunde, die auf Schweiss spezialisiert sind. Unter Schweiss versteht der Jäger eben nicht "Schweiss", sondern Blut! Diese Hunde sind also Profis, wenn es um die Suche nach Blutspuren geht. Sie stellen dann auch verletztes und blutendes Schalenwild. Zu dieser Gruppe gehören - wer hätte es gedacht - die Schweisshunde und auch die Dachsbracke.

 

  • Erd- und Bauhunde sind Jagdhunde, die in den Fuchs-, Dachs- oder in den Kaninchenbau schlüpfen und dort das jeweilige Tier stellen. Diese Hunde sind oft kompakt und klein, wie zum Beispiel der Dackel oder die kleingewachsenen Terrier. So ein Dackel oder Terrier muss ziemlich Pfeffer im Hintern haben, um so einen Fuchs, Dachs oder ein Kaninchen stellen zu können. Wen überrascht es da, dass diese Hunde auch im sonstigen Leben kleine Macho-Tiere sind, die einen starken Willen haben und sich gerne etwas grössenwahnsinnig verhalten...

 

  • Und dann die jagenden Hunde. Deren Bestimmung ist es, durch fleissige Suche durch Wald und Feld das Wild zu finden und so lange zu Verfolgen, bis der Jäger das Wild geschossen hat. Bracken kommen hierbei sehr gerne zum Einsatz.

Jetzt ist es ja so, dass die verschiedenen Hunderassen in Gruppen eingeteilt werden. Ich als Pudel gehöre zu den Gesellschafts- und Begleithunden. Das war nicht immer so: Eiiiigentlich wäre ich ja ein Jagdhund, der dem Jäger die Ente aus dem Wasser holen sollte. Dafür wurde ich gezüchtet und durch diesen Job sind wir Pudel ja auch zu den lustigen Schuren gekommen. Ich gehe davon aus, dass wir aus der Jagdhunde-Szene ausgeschieden sind, weil meine kleineren Artgenossen grossen Zuspruch bei betuchten Damen fanden und immer seltener ihr Jagdblut ausleben konnten.

 

Nun, nur weil man nicht mehr in der Jagd-Szene dabei ist, heisst es nicht, dass die Jagdatribute innerhalb einer Generation verloren gegangen sind. So ist es ja kein Geheimnis, dass gerade Grosspudel gerne mal etwas Jagdverhalten zeigen. Manche Hunde zeigen das wirklich stark - ich nicht.

 

Was hat die ganze Nummer nun aber mit der Schonzeit zu tun? Nun, viele der oben erwähnten Hunde leben inzwischen nicht mehr als Jagdhunde ihr Leben, sonder als Familienhunde. Es gibt viele Mischlinge, in deren Adern auch noch Jagdhundeblut fliesst und es gibt Hunde, die zwar mit der ganzen Jagd-Geschichte nichts zu tun haben, trotzdem aber voll austicken wenn sie Wild-Tiere sehen. Sagen wirs mal so: Jeder Hund hat das Potential zum Jäger zu werden. Tja, und wenn selbst der Waidmann auf die Herumballerei verzichten muss, dann sollte nicht ein Hund die nun paarende Wildtiere stören und/oder sogar reissen.

 

Damit wir Hunde nun keinen Mist anstellen können, müssen wir im Wald und in Waldnähe an einer Leine hängen. Das muss jetzt nicht unbedingt Spass machen, umbringen tut mich das aber auch nicht. Mo und ich gehen zur Zeit halt einfach etwas mehr über Felder und meiden die grossen Wälder. So kann ich also immer noch fröhlich durch die Gegend flitzen und mir gehts tiptop! Jetzt wäre es einfach noch schön, wenn sich wirklich alle Hundehalter an diese Vorschrift halten würden. Das wäre bombe...echt!

 

Beim An-der-Leine-Gehen kann Mo mit mir zur Zeit ganz toll für den Begleithunde-Kurs trainieren. Letzten Freitag wurde uns gezeigt, dass es im BH1 ziemlich stark auf ein schönes Sitz, Platz, auf einen guten Rückruf und einen ebenso guten Augenkontakt mit unseren Chefs an kommt. Sitz mache ich wie eine Eins, der Rückruf funzt bis auf eine einzige Situation immer, Platz mache ich nicht gerne und Augenkontakt habe ich mit Mo, seit ich denken kann.

 

Ja, der Rückruf... Mich kann man wirklich sehr gut zurückrufen. Ausser, wenn andere Hunde in weiter Ferne sind und ich lostrabe. Da kenn ich nix - und da höre ich auch nix mehr. Das ist manchmal furchtbar ärgerlich für Mo. Nicht, dass sich die anderen Hundehalter gross daran aufhalten würden, wenn ich angerannt komme, Mo mag diese Nummer von mir einfach nicht und im Moment ist das bei mir der Knackpunkt. Platz hab ich immer schon etwas doof gefunden und Mo muss ihren ganzen Willen mobilisieren, damit ich mich auf meinen Bauch lege. Wenn ich dann mal unten bin, habe ich keine Probleme mehr - da kann ich locker 5 Minuten in einer Sphinx-Stellung im Platz bleiben. Ebenso locker kann ich Augenkontakt halten. Das hat Mo mit mir ja schon als Welpe aufgebaut. Inzwischen sind wir soweit, dass Mo in der rechten und in der linken Hand je ein Bällchen halten und herumschwingen kann und ich ihr - vor ihr sitzend - tiiiief in die Augen schauen kann. Die Bällchen interessieren mich dann kein bisschen! Ich weiss aber auch, dass nach dem Augenkontakt ein Spiel folgt - so zur Belohnung. Da rentiert es schon, Mo ein bitzeli anzugaffen und so zu tun, als wäre man voll bei der Sache.

 

Anyway, so oder so hab ich es trotzdem recht gut gemacht und Mo kann bisher recht relaxt im Kurs mitmachen - das finde ich fein und macht mir auch Spass!