November 2014

Schnibe-di-schnipp-Schnapp....
Schnibe-di-schnipp-Schnapp....

November 2014 - ein denkwürdiger Monat! Ja, es war jetzt soweit. Ich wurde kastriert.

Jetzt ist es ja so, dass man dafür oder gegen Kastrationen ist. Es gibt immer wieder riesige Diskussionen in Hundeforen, wenn es um dieses Thema geht. Was soll ich sagen? Mit einem anderen Besitzer oder zu einem anderen Zeitpunkt hätte Mo vielleicht keine Kastration bei mir machen lassen. Aber jetzt ist Mo eben meine "Cheffin" und ich bin jetzt bei Mo und Reto.

Warum hat sich Mo also für eine Kastration bei mir entschieden? Nuuuuun...ich bin ja sehr leichtführig. Ich bin immer lieb, ich gehorche sagenhaft gut, ich mache jeden Mist mit, ich bin happy und mir geht's gut. Mo als Ersthundehalterin konnte nicht von Anfang an wissen, dass ich so ein Super-Hundeli sein werde. Natürlich war ich immer so toll, aber Mo mit ihrer Unerfahrenheit konnte mein perfektes Verhalten halt nicht in Relation stellen. Was hat sie also gemacht? Sie hat sich überlegt, wie ich ein gutes Leben haben und zugleich in ihr Leben passen kann. Da sie mit der Multiplen Sklerose nicht hinter mir herrennen und auch keinen liebestollen und streunenden Hund brauchen kann, weil sie nicht wusste, wie sie mit der rüdentypischen Markiererei (sie nimmt mich überall mit - wirklich überall) umgehen muss und weil ihr dieser Schritt auch seitens Tierarzt empfohlen wurde, hat sich Mo dazu entschlossen, mich chemisch kastrieren zu lassen.

 

Diesen Schritt sind wir ja schon vor langer, langer Zeit gegangen. Ich habe eine Spritze mit dicker Kanüle in meine Haut gesteckt bekommen und SCHWUPP, war das Hormonstäbli unter meiner Haut. Dass ich nun also kastriert war, ist niemandem aufgefallen. Ich bin weiterhin der liebe, leichtführige Hund geblieben, der sagenhaft gehorcht  und jeden Mist mitmacht. Ich bin auch nicht etwa dicker oder träger geworden und jo, was vielleicht geblieben ist, ist meine Kindlichkeit. Es wird gesagt, dass kastrierte Hunde einen Teil ihres Erwachsenwerdens verpassen. Mo hat sich dazu schon auch Gedanken gemacht. Und sie musste sich eingestehen, dass ich deswegen nicht wirklich leide. Nö, viel eher ist es so, dass ich eben ein glücklicher, fröhlicher, junger Hund bin. Würde Mo mir also etwas Wichtiges "wegnehmen"? Mo kam zum Schluss, dass sie das nicht machen würde.

So ein Hormonstäbli hält jetzt nicht ein Leben lang und man muss nach ca. 10 - 12 Monaten wieder mit der dicken Kanüle in die Haut stechen. Ich habe diese Prozedur ja immer gut überstanden und gut über mich ergehen lassen. Nur ist es halt auch eine Frage, wie viele dieser Stäbli schlussendlich unter die Haut passen. Ich bin ein grosser Hund und natüüürlich könnten über mein Leben verteilt genügend Stäbli unter die Haut gespritzt werden. Nur, macht das so Sinn?


Mo ist zum Schluss gekommen, dass ich nicht für die Zucht eingesetzt werden soll. Sie hat sich auch dafür entschieden, dass ich nicht bis zum Lebensende immer wieder so eine Spritze mit Stäbli bekommen soll. Sie hat entschieden, dass ich nun in einem Alter bin, in welchem der endgültige Schritt und Schnitt fällig ist. Wohl gemerkt, ein Mensch mit mehr Erfahrung hätte vielleicht anders entschieden. Aber wie gesagt: Mo ist der Boss.

Am 17.11.2014 sind wir also am Morgen früh zur Tierarztpraxis gefahren. Mo sollte bei mir bleiben, bis die erste Beruhigungsspritze gewirkt hat. Sie blieb dann auch bei mir, ich bin auf ihrem Schoss eingekuschelt weggenickt aber immer wieder aufgewacht. Ich war ja so durcheinander. 20 Minuten nach der Beruhigungsspritze ist dann die Tierärztin gekommen. Und Mo? Haut die doch raus, dass sie bei der OP am liebsten dabei wäre....

 

ZACK! Mo hat einen Mundschutz bekommen und dann durfte sie mit mir in den OP-Bereich gehen. Dort wurde ich dann mit Medikamenten definitiv ins Traumland geschickt. Die Tierärztin hat Mo dann gezeigt, wie die Zugänge bei Hunden gelegt werden, wie man Hunde intubiert, worauf bei der Narkose zu achten ist, wie man Hunde während der OP lagert, wie man den OP-Bereich am Hund steril bekommt - es war für Mo offensichtlich ein Traum! Als ich dann komatös auf dem OP-Tisch lag, hat sich die Ärztin ans Werk gemacht und für Mo jeden Schritt kommentiert. Es wurde erklärt, warum genau jene Schnittführung gewählt wurde ("Es blutet weniger"), es wurde gezeigt, was Neven, was Muskeln und was eben entfernt werden soll und Mo durfte dann zuschauen, wie unfassbar zackig alles ablief.

 

Mo ist ja schon ein bisschen von all dem medizinischen Kram angefixt. Zu Zeiten, als MS noch kein Thema bei ihr war, hat sie in einer Klinik ein Praktikum absolviert und hat im Rahmen dessen auch mal einen Tag im OP-Bereich verbringen dürfen. Dabei ist sie in den Genuss einer Bypass-Operation gekommen, durfte bei einem blutigen Varizen-Stripping zuschauen und war ganz aus dem Häusle, als sie das schlagende Herz eines Menschen gesehen hat. Ja, und diese Mo habe ich damit glücklich gemacht, dass die Tierärztin an meinem Schritt herumschnibbeln durfte.

 

Nun ist es so, dass die Narkose recht heikel sein kann und sich das Narkosemittel bei Hunden gerne etwas ins Fett einlagert. Je fetter ein Hund, umso mehr kann sich vom Mittel einlagern und umso länger geht es, bis ein Hund wieder auf den Beinen steht. Es ist leider auch eine Tatsache, dass das Operationsrisiko mit jedem Gramm Fett bei einem Hund um ein vielfaches erhöht ist. Aber bei mir ist das ja kein Thema - ich bin ja immer noch wahnsinnig schnittig. Und so zeigte ich mich dann auch nach der OP: Offensichtlich habe ich praktisch kein Fett, in welchem sich Narkosemittel einlagern könnte und so stand ich bereits 10 Minuten nach dem letzten Nadelstich wieder auf den Beinen. Die Tierärztin habe ich damit ja arg beeindruckt.

 

Wir sind dann noch kurz in er Praxis geblieben, aber da ich wirklich wieder fit und munter war, wurde ich entlassen und damit war das Ärgste überstanden. Allerdings war da etwas....etwas blau-pink-grün-gelbes...etwas stoffiges... Mo hat mir extra einen Pyjama genäht. Und diesen Pyjama habe ich nun ganze 11 Tage lang getragen. Wegen diesem Pyjama kann ich mich nicht an er Wunde lecken und ich hätte es allerdings auch kaum getan. Ich muss gestehen, irgendwann fand ich den Pyjama nicht einmal mehr so doof. Er war so knallig - er hat wahrscheinlich sogar noch im Dunkeln geleuchtet....