...und die Frisur hält!

Nasses, frisch geduschtes Pü
Nasses, frisch geduschtes Pü

Unschwer zu erkennen: Das Pudelfell ist gekräuselt. Unser Fell kann sich von flausche-weich bis leicht borstig anfühlen. Unser Fell ist dadurch besonders, weil es wächst und wächst und wächst... Uns fallen keine Haare aus, dafür aber muss unser Fell regelmässig geschnitten und gebürstet werden. Menschen mögen die Vorstellung, dass Hunde keine Haare verlieren, rümpfen aber die Nase, wenn es ums Scheren des Hundefells geht. Überlegen Sie sich mal:

 

Die Zeit, die man fürs tägliche Staubsaugen der Hundehaare einspart, kann man mit seinem Hund verbringen. Und wenn man dann nach mehreren Wochen wieder seinen Hund baden, fönen und scheren will, dauert das - ohne spektakulären Clip und mit etwas Übung - drei Stunden. Der Zeitaufwand fürs Staubsaugen steht also in keinem Verhältnis zum Scheren.

Welcher Haarschnitt darfs denn sein?

Ein Clip ist kein Musik-Video, sondern so werden die einzelnen Hunde-Haarschnitte genannt. Da gibt es den Continental-Clip, den Puppy-Clip, den Babydoll / Bolero Clip, den Royal Dutch Clip und den Dutch Clip, den Cowboy Clip, den English Saddle Clip oder Shawl Clip, den Swiss Clip, aber auch sowas wie eine Modeschur oder - sehr aussergewöhnlich - ein Schnürenfell. Es gibt unendlich viele Clips - manche sind modern, manche altmodisch. Viele Menschen zerreissen sich den Mund über diese Clips und Schuren. Diese Schuren entstanden durch den Gebrauch von uns Pudel in der Entenjagd. Man kann diese Schuren mögen - man muss aber nicht. Ein Pudel kann auch ein gutes Leben führen, wenn er nach keinem dieser Standards geschoren ist. Bei uns zu Hause herrscht deshalb die Philosophie:

 

Die Schermaschine kommt nicht nach einem bestimmten Schema zum Einsatz, sondern wenn es das Fell nötig macht. Mit der Schermaschine wird nicht alle paar Wochen durchs Gesicht gerattert. Ohne Grund werden auch nicht die Tasthaare auf ein Minimum gekürzt - wer weiss schon, wofür der Hund diese Haare benötigt. Die Pfoten werden nicht ausgeschoren - frisch geschnittene Haare können ganz schön picksen und wenn die Pfoten immer Zwicken, kann das kein schönes Gefühl sein. Wenn geschoren wird, gibt es einen sauberen Full-Body-Cut - danach haben wir wieder für viele Wochen Ruhe und können spielen, spielen, spielen... 

 

Unsere Philosophie kann man teilen, muss man aber nicht!

FCI-Standard des Fells für Ausstellungen

Wer mit seinem Hund aber Ausstellungen besuchen will, muss gemäss FCI-Standard gewisse Regeln bei der Schur seines Pudels einhalten. Diese sind:

Löwenschur: Der Pudel, gleichgültig ob mit gelocktem oder geschnürtem Haarkleid, wird an der Hinterhand bis zu den rippen geschoren.

Ebenfalls geschoren werden: Die Schnauze, ober- und unterhalb der unteren Augenlider; die Wangen; die Vorder- und Hinterläufe, bis auf Manschetten oder Ringe und beliebige Muster an den Hinterläufen, die rute, ausser einem runden oder länglichen Pompon. Ein Schnurrbart ist für alle Exemplare vorgeschrieben.

Es ist erlaubt, an den Vorderläufen ein Haarkleid, Hose genannt, zu belassen.

Material zum Scheren

Kurz vor der Schur
Kurz vor der Schur

Die Liste kann unendlich lang sein. Wir beschränken und auf folgende Artikel:

 

- gutes Shampoo

- normaler Haarfön mit "a bisserl Power im Gehäuse"

- Schermaschine, Moser max 45 (1245)

- 3 Scherköpfe von Andis, in den Scherlängen 3mm, 13mm und 19mm

- Haarschere Black Pearl

- Krallenschere

- Zeckenzange

- Flohkamm

- zwei, drei verschiedene Bürsten

- Öl für Schermaschine

 

Wer mutig ist, kann sich von Ehaso einen Katalog zuschicken lassen (Man kann da richtig viel Geld ausgeben...). Was man da an weiteren Hilfsmittel entdeckt, ist ein Träumchen.

 

Geschoren wird immer erst, wenn ich geduscht und schamponiert wurde. Danach werde ich gefönt und jau, das Fönen dauert Ewigkeiten. Wenn das Fell dann trocken ist, rattert Mo mit der Schermaschine über den Rumpf. Dazu benutzt sie entweder den 13mm oder den 19mm Scherkopf. Die Beine, mein Schwänzchen und den Kopf schnibbelt sie mit der Schere zurecht. Um den Popo und bei der Pipi-Spur wird das Fell auf 3mm gekürzt. Meine Krallen latsche ich tiptop ab, deshalb musste sie noch nie die Krallenschere benutzen. Nach der ganzen Schererei wird die Schermaschine gereinigt, geölt, der Platz aufgeräumt und gesaugt - that's it.

Pflegen und hegen

Ein gepflegter Hund ist praktisch immer willkommen. Es braucht nicht viel, damit ein Hund adrett auftreten kann. Wenn man dann jeden Morgen ein paar Minütchen in seinen Hund investiert und ein paar Kontrollen durchführt, kann man seinem Begleiter viel Leid ersparen. Veränderungen an Fellbeschaffenheit, Augen- oder Schleimhautfarbe, Geruch der Ohren oder auch Konsistenz des Speichels sind oft Vorboten von Erkrankungen. Werden diese früh genug erkannt, können sie oftmals gut behandelt werden.

 

Tägliche Kontrolle:

- Augensabber wegputzen

- Augen kontrollieren (Augapfelfarbe, Augenverletzungen, etc.)

- Zahn- und Zahnfleischkontrolle

- Schleimhautkontrolle im Mund; mit Durchblutungskontrolle. Diese Kontrolle führt man fast auf Lippenhöhe durch, dückt kurz auf die Schleimhaut und
   wenn beim Loslasen nach 1 - 2 Sekunden die Schleimhaut wieder schön rosa durchblutet ist, ist Wauzi fit und hat keine Kreislaufprobleme

- Kontrolle des Gaumens und der Mundhöhle

- Ohrenkontrolle und allfälliges Säubern

- Abtasten aller vier Pfoten und Kontrolle der Krallen

- Sofern Saison: Entfernen von Parasiten wie Zecken etc.

 

Wöchentliche Kontrolle:

- Bürsten

- Ohrenhaare zupfen

- Im Wachstum wägen

 

Monatlich Kontrollen:

- Spot-On Mittel gegen Flöhe, Läuse, Zecken, Mücken, Krabbeltiere auftragen

- entwurmen, sofern es sich um einen Junghund handelt

- wägen

- Blick zum Popo; ob da alles schön so sauber ist, wie es sein sollte

 

Nach Bedarf:

- Baden

- Scheren

- entwurmen, Wiederholung ca. alle 3 Monate

- ab und an mal Fiebermessen - Was für eine Körpertemparatur hat mein Hund überhaupt?

- ...

 

Jährlich Checks:

- Impfen

- Gesundheits-Check, besonders bei Hunden ab ca. 8 Jahren jährlich eine Urinprobe mit zum Arzt nehmen.

- ...

 

Je nach Herrchen oder Frauchen kann diese Liste noch viel, viel länger oder aber auch um einiges Kürzer sein. Was schlussendlich mit dem Fell passiert, muss jeder Hundehalter selber bestimmen. Als Aussenstehender darf man gegenüber dem Hundehalter gerne seine freundliche Meinung zur Fellpflege abgeben - ist die Meinung aber nicht freundlich, darf man als Aussenstehender auch einfach schweigen.