Wie verbringe ich die ersten Tage mit meinem Hund?

Man hat den Welpen abgeholt und er ist nun erstmals in seinem neuen Zuhause, weg von seiner Hundemama und den Geschwistern. Für den Kleinen ist es nun wichtig, Vertrauen in seine neue Bezugsperson(en) und die Umgebung zu gewinnen. Was der Welpe jetzt braucht, ist sein neues Frauchen oder Herrchen, viel Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen.

Little Pü
Little Pü

Der Alltag

Auf einen geregelten Tagesablauf ist zu achten. Die Fütterungszeiten des Züchters können anfänglich übernommen werden, um einen kleinen Teil des Alltages des Welpen beizubehalten. Es erleichtert ihm, sich in die neue Umgebung einzuleben, sich dem Rhythmus im neuen Haushalt anzupassen und sich auf seine neuen Meister zu verlassen. Wichtig sind aber auch die Ruhezeiten, die der Welpe noch dringend braucht. Gerade wenn Kinder im Haus sind, ist oft eine Menge los, was den Welpen auf Trab hält. Ein solcher Grad an Aufregung und Rastlosigkeit kann sich im Wesen des Welpen festigen. Eine gewisse Nervosität und leichte Erregbarkeit begleiten diesen Hund dann womöglich sein Leben lang.

 

Es macht Sinn von Anfang an abzugrenzen, was der Kleine darf und was nicht. Dabei sind übermässige Erwartungen und Verhaltensleistungen jedoch unbedingt zu vermeiden. Der Welpe kann beispielsweise nicht zwischen alten und neuen Schuhen unterscheiden, der Wert des Perserteppichs und dass das Sofa nicht für ihn gedacht ist. Aufforderungen wie „Komm“ oder „Mach Platz“ kann der Welpe ohne vorausgehende intensive Übungen nicht ausführen. Grenzen sollten eindeutig definiert und von der ganzen Familie gleich gehandhabt werden. Als soziales Lebewesen ist der Welpe von Natur aus bemüht, sich in den Familienverband und die geltenden Regeln einzufügen. Die klaren Strukturen geben dem Welpen Halt und die Möglichkeit, erwünschtes Verhalten zu zeigen und unerwünschtes Verhalten zu meiden und abzulegen.

Der Besuch

Die ersten Tage sollten dem neuen Frauchen / Herrchen, dessen Familie und dem Welpen gehören und nicht zu viel Trubel herrschen. Das Kennenlernen der eigenen Familie, des neuen Zuhauses und des Tagesablaufes steht für den Welpen im Vordergrund und ist für ihn Aufregung genug. Danach kann langsam Besuch eintrudeln.

 

Der Kontakt zu fremden Personen ist eine sehr gute Übung und kann an verschiedenen Orten stattfinden. Kommt nun Besuch, kann der Besuch eingewiesen werden, dem Welpen ruhig zu begegnen und nicht gleich nach ihm zu greifen, das gilt vor allem für Kinder. Wenn er sehr quirlig reagiert, sollte er nicht zusätzlich aufgezogen werden. Eine leise Begrüssung ist dann förderlicher als ein belebtes Spiel. Ist der Welpe eher scheu, darf er auf keinen Fall eingeengt werden. Idealerweise setzt sich der Besucher auf den Boden und wartet, bis der Welpe von sich aus neugierig herankommt und vielleicht schon Kontakt aufnimmt. So kann vermieden werden, dass der junge Hund in Bedrängnis gerät. Eine Überforderung durch Fremdpersonen muss in jeder Hinsicht vermieden werden, da die Bindung und das Vertrauen zur Bezugsperson noch nicht gefestigt ist. Das innere Gleichgewicht, das der Welpe eben erst wiedererlangt hat, könnte gestört werden. Viele Welpen sind aber auch ganz unbefangen und neugierig gegenüber fremden Personen, dann kann der Besuch selbstverständlich genauso gelassen und natürlich auf ihn zugehen.

 

Kinder sollten einzeln und im Beisein der Erwachsenen mit dem Welpen Kontakt aufnehmen. So kann vermieden werden, dass es gegenseitig schlechte Erfahrungen gibt. Manchmal kommt schnell ein ausgelassenes Spiel zustande, Kind und Welpe werden zu übermütig. Die spitzen Zähne der Welpen können böse Spuren hinterlassen.

So klein war der Digge mal
So klein war der Digge mal

Pippi, AA - wie funktioniert das?

Um sich zu lösen muss der Welpe ca. alle 2 – 3 Stunden nach draussen gebracht werden, ebenfalls nach dem Fressen, dem Spielen und dem Schlafen. Die Zeiten
werden sich von selbst verlängern und auch die Nachtruhe wird sich langsam einpendeln. Idealerweise hat der Welpe sein Versäuberungsplatz ganz in der Nähe des Hauses oder der Wohnung, weil es manchmal sehr pressiert.

 

Selten winselt der Welpe oder kratzt an der Tür. Viel eher sind unauffällige Verhaltensweisen, wie an einer bestimmten Stelle schnuppern, davontrippeln um ein ruhiges Plätzchen zu suchen und natürlich hinkauern, die signalisieren, dass der Welpe sein „Geschäft“ erledigen muss. Beobachtet man den Welpen gut, findet man schnell heraus, welche Anzeichen er zeigt.

 

Wenn man ihn in flagranti erwischen, reagiert man sofort, nimmt den Welpen blitzschnell und ohne Kommentar auf und trägt ihn an den gewohnten Bisiplatz. Dort lange genug warten bis er uriniert und/oder Kot abgesetzt hat. Loben, aber erst wenn er sein Geschäft beendet hat.

 

In der Nacht muss der Welpe nicht geweckt werden, wenn man vor dem Schlafengehen nochmals auf den üblichen Versäuberungsplatz geht. Der Welpe sollte in der Nähe deines Herrchens / Frauchens seinen Schlafplatz haben, damit gehört wird, wenn er wach und unruhig wird, um auf sein Anzeigen zu reagieren und mit ihm möglichst schnell hinauszugehen. Wichtig: Machen Sie kein Aufsehen und spielen Sie nicht mit ihrem Welpen, es soll ja nicht spannend und lässig werden so mitten in der Nacht und das vielleicht mehrmals hintereinander.

 

Es kann aber doch mal passieren, dass der Welpe nicht stubenrein ist. Es ist jedoch ein Trugschluss zu denken, „das macht der Welpe sicher, um uns zu
ärgern, er macht es aus Trotz.“ Es ist wichtig die Situation genauer unter die Lupe zu nehmen. War es ein sehr ereignisreicher Tag? War der Welpe überfordert? Gab es angespannte Situationen, die den Welpen verunsichert haben könnten? Es kann genügen, dass man bei strömendem Regen angewidert mit dem Welpen nach draussen gehen und vergeblich warten, dass endlich ein Bisi kommt. Drinnen in der warmen Stube lässt dann der Kleine erleichtert laufen. Hier hat bestimmt eine Stimmungsübertragung stattgefunden. Auch auf dem Spaziergang hat der Welpe oft keine Zeit, da alles noch so neu und spannend ist und zu Hause in der vertrauten Umgebung kann sich der Welpe eben lösen. Auch wenn der Welpe schon seit einigen Tagen trocken ist, kann es durchaus vorkommen, dass wir noch eine Pfütze oder ein Häufchen finden. Vielleicht hat man den Welpen das erste Mal für längere Zeit alleine gelassen. Bei der Rückkehr bemerkt man, dass sich der Welpe anders verhält und finden dann eine nasse Stelle. Auch hier hat es nichts mit einer Trotzreaktion zu tun, dass man ihn alleine gelassen haben. Meistens ist der Welpe überfordert gewesen und hatte so grosse Angst, dass er seine Ausscheidung nicht mehr kontrollieren konnte. Bei der Rückkehr verhält er sich anders, weil die Wiedersehensfreude noch durch das Gefühl der Verlassenheitsangst überschattet ist. So kann es zu Missverständnissen kommen. Darum ist es wichtig immer die Gesamtsituation näher zu betrachten.

 

Achtung: Blasenentzündungen und andere Krankheiten können ebenfalls einen Rückschlag in der Stubenreinheit zur Folge haben. Schöpft man Verdacht, sollten man den Tierarzt konsultieren.

Gug-Gug!
Gug-Gug!

Sozialisieren, Spielen und alleine sein

Das Alleinsein ist für ein soziales Lebewesen ein artwidriges Verhalten. Lässt man den Welpen alleine zurück, kann in ihm eine tief greifende Verlassenheitsangst
aufkommen. Um dem Welpen diese natürliche Angst zu nehmen, sollte er während der Prägungsphase im Alter von ca. 12-16 Wochen lernen, dass ihm nichts passieren wird, wenn er eine kurze Zeit lang alleine ist.

 

Gibt man dem Welpen keine Gelegenheit das Alleinsein zu lernen oder lässt ihn einfach unvorbereitet längere Zeit alleine zurück, ist es möglich, dass er die Angst des Verlassenseins nie richtig überwinden kann. Auch bei älteren Hunden äussert sich diese Unsicherheit dann häufig durch Heulen, Bellen, Zerstören von Gegenständen oder Zerkratzen von Türen und Wänden, sobald sie alleine gelassen werden. Oft wird dann ein solches Verhalten als Untugend und Trotz angesehen. Um diese belastende Situation für den Hund und seine Familie zu vermeiden, ist es äusserst wichtig, den Welpen in kleinen Schritten und seinem individuellen Reifegrad an das Alleinsein zu gewöhnen. Der Welpe muss diesen Prozess lernen, er kann es nicht von Natur aus.

 

Voraussetzung für den Beginn dieser Übung ist allerdings, dass der Kleine schon Vertrauen in seine Bezugsperson gewonnen hat und sich daheim wohl, sicher und geborgen fühlt. Das ist meist erst nach 2-3 Wochen der Fall, wenn der Welpe selbständiger wird und seinem Menschen nicht immer auf Schritt und Tritt folgt.

 

Mit dem Üben beginnt man, wenn der Welpe vom gemeinsamen Spiel müde ist, sein Bäuchlein gesättigt und er wohlig in seinem Hundebett liegt. Vorzugsweise hat er seinen Platz in einem gewohnten Raum, wo er alles überblicken kann. Es sollte ihm nicht das ganze Haus mit Garten zur Verfügung stehen, das würde ihn nur verunsichern. Anfänglich geht man nur in ein anderes Zimmer oder in den Keller. Ist der Welpe gut eingewöhnt, wird er liegen bleiben. Diese Übung wiederholt man mehrmals. Im nächsten Schritt geht man zur Tür hinaus, etwa den Briefkasten zu leeren oder den Kehricht raus zu tragen. Bleibt der Welpe ruhig und zeigt keine Erregung wenn man zurückkommen, kann man die Zeitspanne von Mal zu Mal ausdehnen. Die einzelne Übungsphasen wiederholt man, damit es zu keiner Überforderung kommt.

 

Achtung: Vermeiden Sie es sich davonzuschleichen, wenn der Welpe nichts merkt. Es ist besser, wenn man dem Welpen ein ruhiges Hör- und Sichtzeichen zum Zurückbleiben geben. Man sollte darauf achten, dass er auf seinem Platz bleibt und man ihm nicht die Türe vor der Nase zudrücken müssen. Eventuell gibt man dem Welpen etwas zu kauen, damit er besser auf seinem Platz bleibt. Auch beim Nachhausekommen bleibt man ruhig und gelassen.

 

Es sollte selbstverständlich sein, dass man den Welpen in wenigen Wochen nicht daran gewöhnen kann, bereits einige Stunden problemlos alleine zu sein. Bei
optimalen Bedingungen wird der Welpe immer selbständiger und gewinnt an innerer Sicherheit und reagiert weniger ängstlich auf neue Situationen. Dieser Prozess dauert bis ins Erwachsenenalter.
Mindestens einen Schritt zurück gilt es zu tun, wenn der Welpe heult, bellt, wimmert, Sachen klaut, Dinge zerstört, an der Türe kratzt, uriniert oder Kot absetzt, Anzeichen von Nervosität und erhöhter Erregung zeigt. Diese Zeichen sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass man bereits einen oder mehrere Schritte zu weit gegangen sind. Es ist wie bei einem Hausbau, man beginnt beim Fundament, stockt das Haus auf und zuletzt kommt das Dach.

 

Ein gutes Fundament ist der Grundstein für eine sichere Bindung zu unserem Hund, damit er ein toller Begleiter und Freund wird.